Am 3. März ist Welttag des Hörens.
Was, noch nie was davon gehört? Dabei ist Hören eines der Sinne, der sich nicht ausschalten lässt. Wir hören immer! Selbst wenn wir schlafen. Es ist ein Instinkt, der uns horchen lässt ob Gefahr im Anmarsch ist. Heutzutage fühlen wir uns in unserem gewohnten Umfeld sicher und können uns einem tiefen Schlaf hingeben, aber in einer fremden Umgebung wird es schon schwerer. Man ist auf einmal hellhörig und nimmt fremde Geräusche deutlich wahr. Mütter, die ein Baby versorgen, hören jeden Ton ihres Babys und sind sofort hellwach, obwohl sie kurz zuvor noch erschöpft geschlafen haben.
Das neugeborene Baby selbst ist Lärm und Geräusche gewöhnt und schläft gerade anfangs auch in lauter Umgebung gut. Im Bauch der Mutter ging es 9 Monate mit ca. 80 – 90 Dezibel richtig hoch her. Auf Erden ist dies vergleichbar mit einer sehr belebten Straße oder einem Föhn. Oftmals flüstern (30 dB) wir in Gegenwart von Babys und spielen mit einer Quietschente. Das Quietschen der Ente erzeugt am Ohr einen Wert von 90 Dezibel und kann die ersten Schädigungen hervorrufen. Ein Anstieg von nur 10 Dezibel bedeutet eine Verdoppelung des Lärms! Bei 100 Dezibel sind wir bereits bei einer Kreissäge, ein lauter Club (Disco) dröhnt mit 110 Dezibel und ab 110 – 140 Dezibel startet ein Flugzeug. Geräusche machen uns erwiesenermaßen krank und so zählen Lärmschäden zu den häufigsten Berufskrankheiten. Bei einer 8-stündigen Lärmbelastung von 80 dB muss nach heutigen Emissionsrichtlinien ein Gehörschutz getragen werden. Sinn macht es schon bei weniger langen Belastungen, denn ist das Gehör einmal geschädigt, lässt es sich nicht wieder herstellen. Die Forschung setzt inzwischen viel daran, Maschinen leiser zu bauen.
Schlechteres Hören hat nicht nur mit dem Alter zu tun, sondern geht stark mit Umwelteinflüssen einher. In der Regel hören Menschen ohne Hörschäden mindestens Frequenzen mit 8000 Hertz. Die Hörleistung nimmt aus besagten Gründen mit zunehmendem Alter ab. So hören bis 20 -Jährige normalerweise bis 18000 Hz, was sehr hohe Töne und Schwingungen beinhaltet, 50 -Jährige dagegen hören oftmals nur noch bis 12 000 Hz. Je stärker das Hörvermögen eingeschränkt ist, desto weniger Frequenzen kann man hören. Wer nur noch Frequenzen zwischen 500 – 5000 Hz wahrnimmt, hört wirklich schlecht bis kaum noch. Tatsächlich hört der Betroffene genauso laut, nur nicht mehr die hohen Frequenzen. Die hohen Töne gehen verloren und deshalb ist das Gesprochenen schwer verständlich. Der Schaden ist irreversibel und es hilft nur mehr ein Hörgerät. Im Netz oder mit Apps kann jeder Hörtests ausprobieren, die natürlich nicht mit der Qualität eines Tests beim Hörakustiker zu vergleichen sind. Dennoch kann man gut feststellen, wer in der Runde noch was hört, den Ton vielleicht sogar als sehr unangenehm empfindet und andere sich wundern, was die anderen wohl noch hören. Einfach mal in geselliger Runde ausprobieren.
In welchen Frequenzen man (noch) hört, hat dagegen nichts mit einem absoluten Gehör zu tun. Ein absolutes Gehör kennt man aus der Musik, denn hier erhält der Ton einen Wert, z.B. Ton A. Menschen, die diese Fähigkeit besitzen, können sofort einen Ton oder mehrstimmige Akkorde benennen ohne Hilfsmittel wie eine Stimmgabel zu verwenden. Diese Gabe ist angeboren, kann aber unentdeckt bleiben, wenn ein Kind nicht ab 3 oder 4 Jahren eine musikalische Erziehung erhält. Um ein guter Musiker zu sein, muss man aber kein absolutes Gehör haben. Die Veranlagung eines absolute Gehörs kann sogar sehr anstrengend sein, wenn man ständig die geringsten Unstimmigkeiten heraushört. Chinesen sollen überproportional oft ein absolutes Gehör besitzen. Grund ist, dass Mandarin eine tonale Sprache ist und es genau auf die Betonung ankommt. So hat das Wort „Ma“ je nach Tonverlauf 4 verschiedene Bedeutungen (Mutter, Pferd, Hanf, schimpfen).
Gib mir Gehör, und ich werde dir Stimme geben.
Khalil Gibran
Das andere Extrem ist die Gehörlosigkeit. 0,1 % der Bevölkerung in den Industrienationen sind davon betroffen. Ihnen fehlt ganz oder weitestgehend die Fähigkeit zu hören. Doch Hören ist die Voraussetzung für die Sprachentwicklung. Die Betroffenen können mit Hilfe der Gebärdensprache kommunizieren, was gar nicht so einfach zu erlernen ist und nicht viele „sprechen“. Sie ist eine anerkannte Sprache aus Mimik und Körperhaltung, die sogar eine eigene Grammatik beinhaltet. Man möchte meinen, dass die Gebärden universal und damit international seien, doch es gibt sogar innerhalb der Gebärdensprache Dialekte.
Und nun ein kleines Experiment. Schalten Sie beim Fernsehen einfach mal den Ton ab und lassen Sie die Bilder auf sich wirken. Kann sein, dass das ziemlich schnell langweilig wird. Was fehlt? Zum einen das gesprochene Wort, aber auch Musik, Sounds und Geräusche, die die Situation dramatisch, traurig oder gar lustig macht. Das Hören ermöglicht uns somit Gefühle und Stimmungen wahrzunehmen. Die Werbung hat sich die emotionale Bedeutung des Tons längst zu eigen gemacht.
Welche Kraft und Macht das Hören hat, wird beim schrecklichen Beispiel der Lärmfolter klar. In der Antike und Mittelalter und sogar noch heute setz(t)en einige Länder Lärm als Folterinstrument ein. Früher wurden Trommeln oder permanentes Glockengeläut benutzt, bis das Opfer wahnsinnig wurde oder starb. Heute nutzt man Schallpegel, die ab 180 dB tödlich sind. Der Druck des Schalls lässt nicht nur das Trommelfell, sondern die Lungenbläschen platzen.
Titelbild: https://de.neuroth.com/hoeren-hoerverlust/so-funktioniert-hoeren/
Text: Claudia Fritsch
Vielen dank für den informativen Artikel. Interessant welchen Einfluss eine nur „kleine“ Geräuschzunahme auf das Hören des Kindes hat. Da quitscht man mit den Entchen und weiss nicht welchen Stress das beim Hören auslöst.