von Sophie Freunek
Lesen war schon immer ein großer Bestandteil meines Lebens. Meine Mama hat mir schon in frühester Kindheit viele Bücher vorgelesen und bis heute liebe ich es durch Bücher in Fantasiewelten einzutauchen.
Anlässlich des Internationalen Kinderbuchtags haben wir uns folgende Fragen gestellt:
Wieso ist das Lesen und Vorlesen für Kinder so wichtig und welche Rolle spielt es in Zukunft mit der fortschreitenden Digitalisierung?
2020 hat eine Vorlesestudie ergeben, dass 49% der Eltern, welche ihren Kindern nur selten oder nie Vorlesen, keinen Spaß daran haben. Dabei heißt es, dass regelmäßiges Vorlesen viele Vorteile für die Entwicklung des Kindes mit sich bringt. Zusätzlich soll es auch die persönliche Beziehung zu den Kindern fördern. Die PISA-Studien haben zudem empirisch bewiesen, dass die Leseleistung der Kinder im direkten Zusammenhang mit der gesamten Schulleistung stehen. So ist die Leseförderung der Grundstein für den Erfolg in der Schule, denn lesen ist nicht nur für die Leseproben in der Grundschule wichtig, sondern auch für das Verständnis und die Auffassung von Aufgaben in allen anderen Fächern.
Vorlesen fördert: die sprachliche Entwicklung: Kinder denen regelmäßig vorgelesen wird, entwickeln sehr schnell schon im jungen Alter einen deutlich größeren Wortschatz als ihre Altersgenoss*innen die Lesemotivation und das Leseverhalten die kognitiven Fähigkeiten und Bildungserfolge die sozialen Kompetenzen die persönliche Entwicklung: Vorlesen kann das Einfühlungsvermögen, die Konflikt Bewältigung und die Fantasie stärken, da in Geschichten verschiedenste Situationen und Rollen beschrieben werden |
Doch mit der fortschreitenden Digitalisierung stellt sich die Frage, welche Auswirkung diese auf das Leseverhalten von Kindern und Jugendlichen hat und ob Bücher, vor allem in Papierform, zunehmend an Relevanz verlieren. Die KIM-Studie (Kindheit, Internet, Medien) 2019 zeigt, dass die Sorge eines sich ändernden Leseverhaltens durch die Digitalisierung bisher unbegründet ist, denn das Verhalten blieb über die letzten Jahre weitgehend stabil.
Brücke Stadtrat Florian Rottke:
„Eine meiner Lieblingsgeschichten ist Frederick, die kleine Maus, die statt Nahrung für den Winter zu sammeln, Sonnenstrahlen und Farben einsammelt, um den grauen Winter zu überstehen. Ich glaube, die hat mich geprägt: Dinge nicht nur einseitig betrachten.
Dschingis Khan war das erste Buch das ich selbstständig gelesen habe. Mich haben die Abenteuer und das Nomadenleben in der Steppe begeistert und wie ein Underdog das große Kaiserreich bezwingt.“
Jedoch muss beachtet werden, dass der Begriff des Lesens und die Leseförderung in Zukunft ausgeweitet und aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden muss. Bei der Entwicklung müssen drei Bereiche beachtet werden. Zunächst ist das Trägermedium wichtig, denn mittlerweile wird nicht nur noch in der traditionellen Papierform von Büchern und Zeitschriften gelesen, sondern es kommen zusätzlich noch E-Book, Tablet, der Computer und das Smartphone hinzu. Wie sich das Leseverhalten mit unterschiedlichen Trägermedien verändert, wird weiterhin erforscht. Es hat sich jedoch aus unterschiedlichen Studien ergeben, dass das Buch in Papierform weiterhin auch von Schüler*innen, die in der Schule hauptsächlich mit Tablets lernen, bevorzugt wird und sowohl die Texterfassung als auch die Konzentrationsfähigkeit beim Lesen in einem gedruckten Buch höher ist. Auch die persönliche und emotionale Beteiligung ist beim Lesen eines physischen Buches bei vielen Menschen höher.
Die Funktion des Lesens ist ein Aspekt, der in den letzten Jahren zusätzlich zu Unterhaltung, Bildung und Information durch die Kommunikation (durch soziale Medien, wie Facebook), aber auch Handel und Einkauf im Netz erweitert wurde.
Brücke Stadtrat Tom Mayr
„Neben der „Raupe Nimmersatt“ fallen mir da spontan die Geschichten rund um den „Struwwelpeter“ ein. Meine Mama, die mir die Geschichten immer wieder vorgelesen hat, sah vermutlich gewisse Parallelen zu ihrem Sohn: Suppenkaspar, Zappelphilipp, Hanns Guck-in-die-Luft… Angst hatte ich tatsächlich vom Schneider, der mit der riesigen Schere die Daumen abschneidet. Als Jugendlicher habe ich dann sämtliche „Lustigen Taschenbücher“ mit Micky Maus, Dagobert und Donald Duck verschlungen. „Krabat“, „Der kleine Prinz“ und „Der Fänger im Roggen“ fand ich dann klasse. Das genussvolle Lesen schöner Literatur ging bei mir tatsächlich erst viel später los.“
Als weiterer wichtiger Punkt sind die Quellen der Texte zu beachten. Durch das Internet haben nicht nur Journalist*innen, Autor*innen und Wissenschaftler*innen die Möglichkeit ihre Texte zu veröffentlichen, sondern jeder Mensch kann zu jedem Thema schreiben und es für die Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Dies hat eine Auswirkung auf die Qualität des geschriebenen und man sollte sich genauer informieren, wer die Personen sind, die ihre Texte für alle zugänglich veröffentlichen.
Aufgrund dieser Vielfalt an Medien und Qualität, welche den Lesenden und Vorlesenden zur Verfügung stehen, ist es wichtig den Kindern von Anfang an den richtigen Umgang damit zu lernen und die geeigneten Medien für die gewünschten Funktionen herauszufinden.
Brücke Stadträtin Bettina Simon
„Wir hatten die meisten Bücher aus der Bücherei aber „Wir Kinder aus Bullerbü“ von Astrid Lindgren hatte ich selbst und habe es unzählige Male gelesen. Die Geschichten konnte ich auswendig und „wusste“ genau, wie es dort aussah und ich wollte auch eins der Kinder dort sein. Als Stadtkind kam mir das Dorfleben im Buch wie immerwährendes Abenteuer vor. „Mir tun alle leid, die nicht in Bullerbü wohnen“, sagt Inga und das fand ich auch!“
Auch wenn das Lesen in der Digitalen Welt neue Herausforderungen und Schwierigkeiten mit sich bringt, sind die Vorteile, die daraus entstehen nicht außen vor zu lassen. Vor allem Kinder und Jugendliche aus Familien, in denen der Zugang zu Büchern nicht selbstverständlich ist, kann das Lesen auf digitalen Medien der Türöffner zum Umgang mit Büchern sein. Die unüberwindbare Barriere des „dicken Wälzers“, der in einem Büchergeschäft oder einer Bibliothek zu finden ist, wird durch den E-Reader oder das Tablet leicht zu überwinden. Auch ist die Bücherauswahl am E-Reader weder zeit- noch ortsabhängig und man kann sich sowohl im Urlaub als auch daheim schnell und einfach ein neues Buch aussuchen.
Man muss sich also weder für das eine noch für das andere Medium entscheiden, sondern lernen für den passenden Anlass, die richtige Auswahl zu treffen.
„Ich selber kann aus meiner Kindheit nichts Nennenswertes beisteuern: das ging in Richtung Gebrüder Grimm und Struwwelpeter. Aber bei meinen Kindern war ein Bilder-Buch herausragend: „Mäusemärchen – Riesengeschichte“ – das liest man von vorne und von hinten, einmal vom ängstlichen Riesen Batolo, und von der unerschrockenen Maus Rosinchen. Beide Außenseiter in ihrer Community, die sich in der Bilderbuch-Mitte als Freunde treffen. Meine Kinder konnten gar nicht genug davon bekommen und ich durfte es immer und immer wieder vorlesen! Eine rührende Geschichte mit einer immer aktuellen Weisheit!“
Bernhard Lindner
Egal in welcher Form, ich finde Lesen bringt Freude und ich erinnere mich gerne an die schönen, kuscheligen Abende auf dem Sofa an denen meine Mama mir und meinem Bruder ein Buch vorgelesen hat!
Eine Liste der Lieblings Kinderbücher unserer Redaktionsmitglieder, vielleicht ist ja auch das passende für Sie und Ihre Kinder dabei: Sophie: „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ (Werner Holzwarth) Elli: Das Piratenschwein (Cornelia Funke) |
Das Leseverhalten von Kindern bleibt stabil – buchreport
Seite 2 – Gedruckt oder digital? E-Read erforscht das Lesen (faz.net)
Text: Sophie Freunek;
Foto: Titelfoto: https://dadslife.at/buecher/kinderbuecher-ratgeber/
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Danke für den tollen Artikel. Meine Enkelkinder bekommen von uns allen sehr viel vorgelesen. Ihr Sparchverständnis ist tatsächlich sehr weit, ob es nun daran liegt wage ich nicht zu behaupten.