An was denken Sie bei dem Wort Umweltverschmutzung? An eine Umweltbelastung durch Abfälle oder Emissionen?
Lichtverschmutzung – ein recht unbekanntes Wort. Ein Thema, über das wenig bis gar nicht öffentlich berichtet und aufgeklärt wird. Jedoch stecken hinter diesem Wort, und den damit verbundenen Umständen massive Folgen für unser gesamtes Ökosystem. Schlafstörungen, Erschöpfungszustände bis hin zu Krankheiten. Ein kleiner Einblick in eine helle Nacht.
Für nachtaktive Lebewesen – und damit meine ich nicht die Partywütenden – führt der Lichtsmog zu weitaus schlimmeren Folgen. Sie werden nicht nur in ihren nächtlichen Aktivitäten gestört (Bestäubung, Fortpflanzung, Futtersuche), durch das grelle Licht geblendet, verdrängt, abgelenkt und irritiert, es kommt zudem auch zu Verhaltensänderungen, Verschiebungen von Räuber-Beutebeziehungen, Dezimierung von Lebensräumen und/oder Beständen. Hält das künstliche Licht die nachtaktiven Insekten vom Bestäuben ab, ist letztendlich unser gesamtes Ökosystem bedroht. Die tagaktiven Insekten können dieses Defizit nicht kompensieren. Die Folge: Weniger Nahrungsangebot für alle Tierarten und Reduzierung der Artenvielfalt. Umfangreiche Ernteausfälle sind für uns Menschen die drohende Konsequenz. Viel zu oft führen diese unwürdigen Zustände auch zum Tod. Sie sterben an Erschöpfung durch Dauerumkreisung des Lichts, verbrennen oder fallen angelockten Fressfeinden zum Opfer.
Und dann gibt es da noch die Pflanzenwelt, ohne die es wohl kein Leben für uns Menschen geben würde. Durch die falsch platzierten und ausgewählten Lichtquellen kann es zu einer Verschiebung des jahreszeitlichen Vegetationsrhythmus kommen. Bäume blühen beispielsweise früher und werfen im Herbst ihr Laub zu spät ab und dadurch wird auch in kälteren Jahreszeiten der Sommer suggeriert, wodurch es zu Frostschäden kommen kann. Das gilt vor allem für diejenigen, die direkt unter hellen Lichtquellen wie Straßenlaternen stehen.
Die wohl offensichtlichste und anfangs logischste Tatsache von Beleuchtungen jeglicher Art: die Energieverschwendung. Allein die ca. neun Millionen Straßenleuchten in Deutschland verursacht einen Energie-Verbrauch von umgerechnet rund 4 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr (Zahlen gelten für die Jahre bis 2009). Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht dies einem Gegenwert von knapp 800 Millionen Euro und zieht eine Produktion von mehr als zwei Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr nach sich. Zudem wurde belegt, dass weltweit circa ein Drittel des Lichtes der Straßenbeleuchtung seitlich und nach oben abgestrahlt wird (direkt oder auch indirekt) und damit völlig nutzlos verloren geht. Diesen Anteil könnte man reduzieren (und dabei mehrere Hundert Tonnen CO₂ pro Jahr einsparen), ohne dass es auf Straßen und Wegen dunkler würde, so die renommierten Wissenschaftler*innen der Initiative „Paten der Nacht“. In Regensburg befinden sich um die 17.291 Straßenbeleuchtungen.
Das dies nicht die einzigen betroffenen Bereiche sind, ist denke ich nun selbsterklärend. Vögel, Fledermäuse und weitere Tierarten sind unmittelbar davon betroffen. Von dem Verlust des Sternenhimmels ganz zu schweigen. Jahrtausende war der Anblick der Sterne die Inspiration für Wissenschaft, Kunst, Religion und das eigene Empfinden des Seins. Statt bis zu rund 6000 Sterne, kann man mit bloßem Auge von hellen Dörfern, Städten und Metropolen aus teils nur noch ein paar Hundert bis ein paar Dutzend davon sehen. Die Lichtverschmutzung raubt uns die Sterne.
Bewegungsgesteuerte Straßenbeleuchtungen zur Einsparung von Energie und teilweisen erhalt einer dunklen Nacht, intelligente, durchdachte Reduzierung von Garten-, Reklame-, Schaufenster- und Wahrzeichenbeleuchtungen sind Ideen, um den Lichtsmog zu minimieren.
Beispielsweise die Nibelungenbrücke zählt ganze 71 Straßenbeleuchtungen. Die Sicherheit der Fußgänger, Fahrradfahrer und Autofahrer wäre bei einer Reduktion der Beleuchtung in keinster Weise gefährdet. Beim genaueren Hinsehen stellt man zudem fest, dass sich nahezu an jeder Straßenbeleuchtung Spinnennetze befinden. Das Sterben durch angelockte Fressfeinde, die selbst mit dem Wegfall des Tag-/Nacht-Rhythmus kämpfen, ist die Folge.
Anwohner des Marina-Forums leiden unter dauerbeleuchteten Innenhöfen und grellen, mit weißem Licht bestückten Straßenbeleuchtungen. Dazu kommt z.B. die blaue, groß beleuchtete Außenwerbung eines Unternehmens.
Die Lichtverschmutzung ist ein gravierendes Umweltproblem unserer Zeit. Im Gegensatz zu anderen kann man dies jedoch ohne Verlust unseres geschätzten Komforts viel einfacher eindämmen. Ein paar Anregungen, die für jegliche Beleuchtungen (auch im privaten Haushalt) gleichermaßen nützlich sind, sowie Empfehlungen für umweltfreundliche Weihnachtsbeleuchtung und vieles mehr finden Sie unter
www.paten-der-nacht.de
Und welches Licht ist nun das umweltfreundlichste?
„Das insekten- und nachtfreundlichste Licht ist das, das gar nicht erst an ist.“
Die obenstehenden Inhalte wurden von den Informationen und Erkenntnissen der Wissenschaftler*innen der Initiative „Paten der Nacht“ bezogen.
von Elisabeth Hockemeyer
Ein Kommentar